Kleines Vorwort:
Wie viele Volksmärchen, Geschichten und Mythen sind sie durch Erzählungen und Weitergabe von Generation zu Generation verfeinert, erweitern oder gekürzt worden. Geschichten zu erzählen bringt Menschen zusammen. Sie haben im Regelfall belehrenden und moralisierenden Charakter. Allen gleich ist, dass sie sich fast immer von allein erklären.
Quelle: Die Geschichte „Der Tempel der tausend Spiegel“ stammt entweder aus Indonesien oder aus Indien.
Hier leicht angepasst nach: Tempel der tausend Spiegel
Geschichte
Es begab sich, dass ein Jahrmarkt in die Stadt kam. Sogar ein Spiegelkabinett war dabei mit vielen vielen Spiegeln. Eines Tages marschierte der Hund des Karussellbesitzers beim Erkunden der Gegend das Spiegelkabinett.
Als er in den Saal mit den vielen Spiegeln kam, sah er .. viele Hunde. Er bekam Angst, es sträubte ihm das Fell und der knurrte. Dazu klemmte er den Schwanz zwischen die Beine und fletschte die Zähne. Und alle Hunde in den Spiegeln sträubten das Nackenfell, klemmten die Schwänze zwischen die Beine, knurrten furchtbar und fletschten die Zähne.
Voller Panik rannte der Hund aus dem Spiegelkabinett und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden und Feinden besteht.
Einige Zeit später kam ein anderer Hund an das Kabinett. Es war der kleine Hund der Artistin, die in der Nähe im Zirkuszelt auftrat. Auch er lief die Stufen hinauf und betrat das Spiegelzimmer.
Und auch er sah viele andere Hunde. Er freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf. Und siehe da, alle anderen Hunde taten das gleiche. Sie begrüßten ihn schwanzwedelnd und kläfften fröhlich. Dieser Hund verließ das Spiegelkabinett mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden besteht, die ihm wohl gesonnen sind. Er hatte überall nur Freunde.