Diese Variante eignet sich besonders für Mediation, Teamkonflikte oder Gruppenarbeit, wenn ein Dilemma nicht nur eine Person betrifft, sondern mehrere Perspektiven gehört werden sollen.
Hier werden die Pro- und Contra-Stühle nacheinander von verschiedenen Personen besetzt. Jede Person nimmt also kurz eine Position stellvertretend ein ohne Rollenspiel, ohne Inszenierung, sondern als klare Perspektivenübernahme.
Dadurch entsteht ein vielschichtiges Bild:
Wie wirkt diese Option auf unterschiedliche Menschen?
Welche Aspekte werden plötzlich sichtbar, wenn jemand anderes „auf dem Stuhl sitzt“?
Und was erkennt der/die Fallgeber:in durch dieses externe Spiegeln?
Dir gefällt diese Methode? 👉 Das war nur ein kleiner Vorgeschmack!
In der Toolbox DELUXE findest du über 250 Methoden – inklusive Audio, Tipps und Downloadmaterial.
🚀 Jetzt Zugang sichernWann diese Variante besonders gut funktioniert
- wenn ein Team denselben Konflikt unterschiedlich wahrnimmt
- wenn der/die Fallgeber:in „feststeckt“ und neue Impulse braucht
- wenn Perspektiven erweitert werden sollen, ohne Druck oder Bewertung
- wenn Loyalitäten, blinde Flecken oder unausgesprochene Befürchtungen im Raum stehen
- wenn die Dynamik einer Entscheidung mehrere Personen betrifft
Ablauf – Schritt für Schritt
1. Dilemma klären
Genau wie in der Einzelarbeit:
- Welche Option steht links?
- Welche Option steht rechts?
- Was soll am Ende klarer werden?
Die beiden Stühle werden im Raum aufgestellt, klar getrennt.
2. Erste Runde: Die Gruppe besetzt die Stühle
Eine Person setzt sich auf Stuhl A (Pro).
Eine andere Person setzt sich auf Stuhl B (Contra).
→ Sie sprechen nicht für sich, sondern für die Option.
Fragen für beide:
- Was ist an dieser Option attraktiv?
- Was könnte hilfreich sein?
- Welche Risiken oder Widerstände sehe ich hier?
- Welche Bedürfnisse erfüllt oder verletzt diese Option?
Das kann sehr kurz gehalten werden (60–90 Sekunden pro Position).
3. Rotationsrunde
Nun wechseln die Personen – nacheinander oder spontan:
- jede*r kann Stuhl A oder B übernehmen
- jede*r bringt eine eigene Sicht ein
- es entsteht ein Kaleidoskop von Pro und Contra
Wichtig:
- keine Diskussion
- keine Bewertung, kein Hin-und-Her
- es wird ausschließlich für die Option gesprochen, nicht über den Fallgeber
4. Rolle des/der Mediator:in
Du:
- hältst den Rahmen
- stoppst, wenn es persönlich wird
- öffnest und schließt jede Runde
- fragst fokussiert („Noch ein Argument für A? Noch eines gegen B?“)
Das macht die Methode dynamisch, aber kontrolliert.
5. Auswertung durch den Fallgeber
Jetzt wird klar, warum diese Variante so stark ist.
Der/die Fallgeber:in hört zu und beantwortet anschließend:
Sachliche Ebene:
„Welche Argumente haben mich sachlich überzeugt oder irritiert?“
Emotionale Ebene:
„Was hat mich emotional bewegt, berührt oder alarmiert?“
Pro–Contra-Balancen:
„Wie stark wirken Pro und Contra für Option A? Wie stark für B?
(0–10 je Position)“
Blinde Flecken:
„Was haben andere gesehen, das ich bisher übersehen habe?“
Der Entscheidungsanker:
„Was zieht mich wohin – und was hält mich zurück?“
Hier entstehen oft echte Durchbrüche, weil die Gruppe unbewusst Dinge ausspricht, die die Person selbst nicht formulieren konnte.
6. Abschluss – Umsetzung in eigene Schritte
Der/die Fallgeber:in benennt:
- welche Option gerade stimmiger wirkt
- welche Bedingungen diese Option bräuchte
- welchen ersten Schritt er/sie als Nächstes geht
- was das Team oder die Gruppe beitragen kann
Damit endet die Methode nicht in Theorie, sondern in konkreter Handlungsfähigkeit.
Warum diese Teamvariante so wirksam ist
- Perspektivenvielfalt → entlastet die Person
- Externe Stimmen → spiegeln unausgesprochene Bedürfnisse
- Kollektive Struktur → stoppt Grübelschleifen
- Kurze Impulse → verhindern Überforderung
- Hohe Akzeptanz → weil niemand „recht haben“ muss
- Tiefe Einsichten → weil andere oft klarer sehen
Sie eignet sich besonders für:
- Teamkonflikte
- Mediationen mit Entscheidungsblockaden
- Führungssituationen
- Ausbildungs- und Supervisionssettings
- Besprechungen, wenn ein Teammitglied eine Entscheidung trägt, die alle betrifft
Mediation vertiefen. Ausbildung starten.
In der PFEOS Akademie findest du die kompakte und die modulare Mediationsausbildung – mit Präsenz im Allgäu und Online-Einheiten zum Vertiefen.
Zur Mediationsausbildung
